Wenn die Waffen noch nicht schweigen

Der 11. November wird in vielen Ländern Europas (und dem Commonwealth) als Gedenktag des Waffenstillstands von 1918 (Armistice Day) begangen. Es ist ein Tag der Besinnung und inneren Einkehr. In besonderer Erinnerung ist mir dieser Tag im Jahr 1989 geblieben. Zwei Tage zuvor war die Berliner Mauer gefallen. Dieses Aufeinanderprallen von Geschichte – das Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs, mit Deutschland als Verlierer, und quasi im selben Moment das Ende einer Hauptfolge des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkriegs zu erleben, war für mich als Europäerin ungeheuer bewegend. Der Traum von einem geeinten Europa schien in greifbare Nähe gerückt.

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Der Baltische Weg – in die Freiheit

Sigutė Smetonaitė-Petrauskienė (vierte v.li.) auf der Via Baltica, einen Kranz in Händen haltend und mit einem Nationalband am Revers ihrer Bluse.
© Nuotrauka Baltijos kelyje – Europeana 1989, Lithuania – CC BY-SA

Wer dem Kulturforum oder mir auf Instagram folgt, hat vielleicht gesehen, dass wir den August hauptsächlich mit dem Filmen einer Dokumentation meiner Arbeit hier in Memel/Klaipėda verbracht haben. Immer wieder ein Thema dabei: Freiheit. Ob in Interviews, die wir führten, oder nach Drehschluss. Was ist uns diese Freiheit wert? Den Litauern, deren Flüssiggasterminal sogar „Independence“ heißt, bedeutet sie unter anderem Energiefreiheit. Der Kamerafrau und mir, da waren wir uns einig, dass wir uns gerne einschränken, wenn wir dafür weiterhin selbstbestimmt leben und arbeiten können.

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Was bisher geschah…

Blick vom Rombinus/Rambynas auf die Memel
© Sonya Winterberg

Seit über einem Monat bin ich nun schon in Memel/Klaipėda. Die Zeit vergeht rasend schnell und ich kann gar nicht glauben, dass morgen schon Joninės, das traditionelle Mittsommerfest, gefeiert wird. Parallel dazu gibt es in Klaipėda das Lauksnos-Festival, mit dem die Stadt das immaterielle UNESCO-Kulturerbe ehrt und zu seinem Erhalt auffordert. Doch es ist keineswegs so, dass die letzten Wochen in der Stadt weniger los gewesen wäre. Im Gegenteil. Als Klaus Harer vom Kulturforum in der vergangenen Woche mit deutschen Journalisten auf einer Pressereise zu Gast war, ließ ich ihn wissen, dass ich noch dabei sei, an Artikeln für den Blog zu feilen. Es sei so viel passiert, dass ich mit dem Schreiben gar nicht hinterherkäme. Nicht schlimm, meinte er gelassen. „Schreiben Sie das doch einfach auch auf.“ Hier also erstmal ein kurzer Überblick über meine ersten Wochen „im Amt“.

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Ein Sommer voller Unsicherheiten

Bei Memel/Klaipėda am Meer
© Artūras Kokorevas

Zum 8. Mai 2022

Als ich mich um die Stadtschreiberstelle in Memel/Klaipėda bewarb, war die Welt noch in Ordnung. Also nicht wirklich. Denn irgendwo ist ja immer Krieg. Irgendwo herrscht immer Kriegstreiberei und irgendwo sterben Menschen, weil andere glauben, ihnen stehe es zu, über deren Leben oder Tod zu entscheiden. Euphemistisch nennen wir es inzwischen auch gerne „bewaffnete Konflikte“. Dieses „Irgendwo“ ist in Europa meistens auch weit weg. Jedenfalls so lange keine Geflüchteten an den Stränden in Spanien, Italien oder Griechenland anlanden, an denen wir unsere Sonnenliegen mit Handtüchern in Beschlag nehmen. Der Deutschen Freiheit wird nicht etwa am Hindukusch verteidigt. Nein, keineswegs erst seit dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan verteidigt Deutschland seine Freiheit an den Stränden von Mallorca, Sizilien und Lesbos.  

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