Seit über einem Monat bin ich nun schon in Memel/Klaipėda. Die Zeit vergeht rasend schnell und ich kann gar nicht glauben, dass morgen schon Joninės, das traditionelle Mittsommerfest, gefeiert wird. Parallel dazu gibt es in Klaipėda das Lauksnos-Festival, mit dem die Stadt das immaterielle UNESCO-Kulturerbe ehrt und zu seinem Erhalt auffordert. Doch es ist keineswegs so, dass die letzten Wochen in der Stadt weniger los gewesen wäre. Im Gegenteil. Als Klaus Harer vom Kulturforum in der vergangenen Woche mit deutschen Journalisten auf einer Pressereise zu Gast war, ließ ich ihn wissen, dass ich noch dabei sei, an Artikeln für den Blog zu feilen. Es sei so viel passiert, dass ich mit dem Schreiben gar nicht hinterherkäme. Nicht schlimm, meinte er gelassen. „Schreiben Sie das doch einfach auch auf.“ Hier also erstmal ein kurzer Überblick über meine ersten Wochen „im Amt“.
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Ein Sommer voller Unsicherheiten
Zum 8. Mai 2022
Als ich mich um die Stadtschreiberstelle in Memel/Klaipėda bewarb, war die Welt noch in Ordnung. Also nicht wirklich. Denn irgendwo ist ja immer Krieg. Irgendwo herrscht immer Kriegstreiberei und irgendwo sterben Menschen, weil andere glauben, ihnen stehe es zu, über deren Leben oder Tod zu entscheiden. Euphemistisch nennen wir es inzwischen auch gerne „bewaffnete Konflikte“. Dieses „Irgendwo“ ist in Europa meistens auch weit weg. Jedenfalls so lange keine Geflüchteten an den Stränden in Spanien, Italien oder Griechenland anlanden, an denen wir unsere Sonnenliegen mit Handtüchern in Beschlag nehmen. Der Deutschen Freiheit wird nicht etwa am Hindukusch verteidigt. Nein, keineswegs erst seit dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan verteidigt Deutschland seine Freiheit an den Stränden von Mallorca, Sizilien und Lesbos.
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