Wenn die Waffen noch nicht schweigen

Der 11. November wird in vielen Ländern Europas (und dem Commonwealth) als Gedenktag des Waffenstillstands von 1918 (Armistice Day) begangen. Es ist ein Tag der Besinnung und inneren Einkehr. In besonderer Erinnerung ist mir dieser Tag im Jahr 1989 geblieben. Zwei Tage zuvor war die Berliner Mauer gefallen. Dieses Aufeinanderprallen von Geschichte – das Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs, mit Deutschland als Verlierer, und quasi im selben Moment das Ende einer Hauptfolge des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkriegs zu erleben, war für mich als Europäerin ungeheuer bewegend. Der Traum von einem geeinten Europa schien in greifbare Nähe gerückt.

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Ein besonderer Tag auf Gut Stragna

Bis 1944 war Gut Stragna (im Hintergrund) ihr Zuhause: Gert Baltzer mit Schwester Karin Backes.
© Sonya Winterberg

Liebe und Lassenmüssen des Geliebtesten, und es halten – immer dasselbe…“ schrieb Käthe Kollwitz im Januar 1915 in einem Brief an ihren Sohn Hans.
An diesen Satz muss ich denken, als ich von einem besonderen Ereignis auf einem ehemaligen Gut bei Prökuls, etwa eine halbe Autostunde südlich von Memel/Klaipėda gelegen, zurückkehre.

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Der Baltische Weg – in die Freiheit

Sigutė Smetonaitė-Petrauskienė (vierte v.li.) auf der Via Baltica, einen Kranz in Händen haltend und mit einem Nationalband am Revers ihrer Bluse.
© Nuotrauka Baltijos kelyje – Europeana 1989, Lithuania – CC BY-SA

Wer dem Kulturforum oder mir auf Instagram folgt, hat vielleicht gesehen, dass wir den August hauptsächlich mit dem Filmen einer Dokumentation meiner Arbeit hier in Memel/Klaipėda verbracht haben. Immer wieder ein Thema dabei: Freiheit. Ob in Interviews, die wir führten, oder nach Drehschluss. Was ist uns diese Freiheit wert? Den Litauern, deren Flüssiggasterminal sogar „Independence“ heißt, bedeutet sie unter anderem Energiefreiheit. Der Kamerafrau und mir, da waren wir uns einig, dass wir uns gerne einschränken, wenn wir dafür weiterhin selbstbestimmt leben und arbeiten können.

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Paradiesstraße – heute

Blick auf Bittehnen/Bitėnai mit der Memelkurve
Foto: © Mindaugas Karklelis
Blick auf Bittehnen/Bitėnai mit der Memelkurve
© Mindaugas Karklelis

Mitte Juni war die Journalistin und Autorin Ulla Lachauer aus Anlass der Neuübersetzung ihres Bestsellers „Paradiesstraße“ auf einer Lesereise in Litauen unterwegs. In Klaipėda kam die Georg-Dehio-Buchpreisträgerin von 2020 ins Simon Dach Haus.

Obwohl bereits über 25 Jahre alt (die Erstausgabe erschien 1996), ist das Buch erschreckend aktuell. Es erzählt das Leben der ostpreußischen Bäuerin Lena Grigoleit aus dem Dorf Bittehnen, die allen Widrigkeiten zum Trotz ihre Heimat nicht verlässt, als Verwandte, Freunde und Nachbarn sich Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Weg gen Westen machen. Sie durchlebt die Sowjetzeit, wird nach Sibirien deportiert und kehrt nach Jahren der Verbannung in das Dorf zurück, das nun Bitėnai heißt. Als Ulla Lachauer ihr im September 1989 begegnet, herrscht im Baltikum Aufbruchstimmung. Die WDR-Journalistin ist mit einem Kamerateam im Gebiet des einstigen Memellandes unterwegs.

„Ich hörte, dass dort noch jemand wohnte ‚aus deutscher Zeit‘. Ich war schon bei der ersten Begegnung mit ihr sehr beeindruckt. Sie sprach von Dingen, die ich aus meiner jahrelangen Beschäftigung mit dem Memelland auch einordnen konnte. Es gab zu dieser Zeit nicht viele Journalisten, die das wohl hätten können. Also auch, warum das so bedeutsam war und aufgeschrieben werden musste. Ob Sternstunde oder besonderer Moment: sie wollte erzählen und ich wollte es der Welt weitergeben.“

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